Jeden Tag ist unser Körper Schadstoffen, Umweltgiften und entzündungsfördernden Molekülen ausgesetzt. Eine Methode, die gezielt solche problematischen Substanzen aus dem Blut entfernen kann, ist die therapeutische Apherese, umgangssprachlich oft als Vollblutwäsche bezeichnet. Diese medizinische Technik wird zunehmend erforscht – nicht nur zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Stoffwechselstörungen, sondern auch als potenzielle Maßnahme zur Gesundheitsoptimierung und Langlebigkeit.
Bei einer Vollblutwäsche wird das Blut des Patienten durch ein spezielles Filtersystem geleitet. Dort werden gezielt bestimmte Bestandteile – unter anderem schädliche Proteine, Entzündungsmarker oder überschüssige Lipide – entfernt, bevor das gereinigte Blut zurück in den Körper geleitet wird.
Die Methode erinnert an die Dialyse, die zur Blutreinigung bei Nierenversagen eingesetzt wird, ist jedoch auf spezifische Schadstoffe und krankheitsfördernde Faktoren abgestimmt.
In der Welt der Zellbiologie und Medizin gibt es eine faszinierende Entdeckung, die immer mehr Aufmerksamkeit erregt: Exosomen. Exosomen sind extrazelluläre Vesikel mit einem Durchmesser von etwa 30 bis 150 Nanometern. Sie werden von fast allen Zelltypen im Körper produziert und ins Blut abgegeben. Diese winzigen Bläschen enthalten eine Vielzahl von Molekülen, darunter:
Exosomen fungieren als Botenstoffe, die Informationen zwischen Zellen transportieren und so Prozesse wie Zellreparatur, Immunantwort und sogar die Regulation des Alterungsprozesses beeinflussen.
Bei der Blutwäsche können Exosomen gezielt entfernt oder angereichert werden, um ihre positiven Effekte zu nutzen und ihre negativen Auswirkungen zu minimieren.
Exosomen haben ein enormes Potenzial in der Medizin, insbesondere in den Bereichen Regenerative Medizin, Krebstherapie und Anti-Aging.
Regenerative Medizin
Exosomen werden erforscht, um beschädigtes Gewebe zu reparieren und die Heilung von Verletzungen zu beschleunigen. Sie könnten beispielsweise bei der Behandlung von Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Knochenbrüchen eingesetzt werden.
Krebstherapie
In der Krebsforschung werden Exosomen als Träger für Medikamente genutzt. Sie können gezielt Krebszellen ansteuern und Chemotherapeutika direkt in die Tumorzellen transportieren, was die Nebenwirkungen der Behandlung reduziert.
Anti-Aging
Exosomen spielen eine zentrale Rolle in der Erforschung des Alterungsprozesses. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Übertragung von Exosomen aus jungem Blut den Alterungsprozess verlangsamen kann – ein Ansatz, den auch Biohacking-Pioniere wie Bryan Johnson verfolgen.
Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Strukturen angreift. Studien zeigen, dass die Entfernung bestimmter Autoantikörper aus dem Blut Symptome von Krankheiten wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis oder Lupus lindern kann.
Eine Hauptanwendung der Apherese ist die Senkung von Cholesterin und anderen Blutfetten. Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie, die auf Medikamente nicht ansprechen, profitieren von der Entfernung von LDL-Cholesterin, was das Risiko für Herzinfarkte erheblich senken kann.
Chronische Entzündungen sind eine Hauptursache vieler Erkrankungen, darunter Alzheimer, Krebs und Diabetes. Die Vollblutwäsche kann entzündungsfördernde Zytokine und freie Radikale aus dem Blut entfernen und somit entzündliche Prozesse im Körper reduzieren.
Einige Forscher untersuchen, ob durch die Entfernung überschüssiger Gerinnungsfaktoren das Risiko für Schlaganfälle und Thrombosen gesenkt werden kann. Sportler interessieren sich zudem für die Technik, um eine verbesserte Sauerstoffversorgung der Muskeln zu erreichen.
Wissenschaftler haben festgestellt, dass Menschen durchschnittlich die Menge einer Kreditkarte Plastik pro Monat aufnehmen – durch Nahrung, Wasser und sogar die Luft. Mikroplastikpartikel wurden bereits im Blut von Menschen nachgewiesen und stehen im Verdacht, Zellschäden und Entzündungen auszulösen.
Während unser Körper keine effektiven Mechanismen zur Entsorgung dieser Partikel hat, könnte die Vollblutwäsche eine potenzielle Lösung sein. Erste Forschung zeigt, dass spezielle Filter in der Lage sein könnten, Mikroplastik aus dem Blut zu entfernen, was langfristig zu einem besseren Zellschutz führen könnte
Die Forschung zur Vollblutwäsche steckt in einigen Bereichen noch in den Kinderschuhen, doch erste Studien liefern vielversprechende Ergebnisse:
Die Vollblutwäsche könnte in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Behandlung chronischer Erkrankungen und der Gesundheitsprävention spielen. Neben der klassischen Anwendung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen könnten innovative Filtersysteme künftig sogar helfen, Mikroplastik aus dem Körper zu entfernen.