GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA) wie Semaglutid, Liraglutid und Tirzepatid sind längst nicht mehr nur für die Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas bekannt. Jüngste wissenschaftliche Studien legen nahe, dass diese Medikamente auch eine Rolle in der Langlebigkeitsforschung spielen könnten. Was steckt dahinter?
GLP-1-RA sind Wirkstoffe, die den körpereigenen Inkretinhormon-Signalweg nachahmen. Sie verstärken die Insulinfreisetzung, hemmen die Glukagonausschüttung und verlangsamen die Magenentleerung. Diese Effekte sind nicht nur für Diabetiker von Bedeutung, sondern könnten auch Einfluss auf den Alterungsprozess haben.
Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass GLP-1-RA durch verschiedene Mechanismen positive Effekte auf die Gesundheitsspanne haben könnten:
Während viele Medikamente zur Langlebigkeit nur in Tierstudien untersucht wurden, gibt es zu GLP-1-RA bereits zahlreiche Humanstudien:
Große randomisierte Studien wie LEADER (Liraglutid), SUSTAIN-6 (Semaglutid) und REWIND (Dulaglutid) zeigen, dass GLP-1-RA das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und kardiovaskulär bedingte Todesfälle signifikant senken. Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine der Haupttodesursachen sind, könnte dies bereits einen lebensverlängernden Effekt haben.
Eine 2022 veröffentlichte Metaanalyse legt nahe, dass GLP-1-RA eine neuroprotektive Wirkung haben könnten. Eine laufende klinische Studie testet derzeit Semaglutid als potenzielles Medikament gegen Alzheimer (NCT04777396). Die zugrunde liegenden Mechanismen beinhalten eine Reduktion amyloider Ablagerungen im Gehirn und die Verbesserung der neuronalen Plastizität.
Adipositas und metabolische Störungen verkürzen die Lebensdauer erheblich. Die STEP-Studien zu Semaglutid zeigen eine deutliche Reduktion des Körpergewichts, eine verbesserte Insulinsensitivität und eine Senkung von Entzündungsmarkern – alles Faktoren, die mit gesundem Altern korrelieren.
Einige Studien deuten darauf hin, dass GLP-1-RA das Wachstum bestimmter Krebsarten hemmen könnten. Die Mechanismen dahinter sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass der verbesserte Glukosestoffwechsel, die Reduktion chronischer Entzündungen und die Hemmung von Zellproliferation eine Rolle spielen.
Trotz vielversprechender Ergebnisse gibt es einige offene Fragen:
Die bisherige Forschung deutet darauf hin, dass GLP-1-Rezeptor-Agonisten nicht nur Diabetes und Adipositas behandeln, sondern möglicherweise auch altersbedingte Krankheiten verzögern und die Lebenserwartung erhöhen könnten. Insbesondere ihre positiven Effekte auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das Gehirn und den Stoffwechsel machen sie zu vielversprechenden Kandidaten in der Langlebigkeitsforschung.
Dennoch bleiben wichtige Fragen offen: Wie lange sind GLP-1-RA sicher einzunehmen? Sollten sie auch präventiv bei gesunden Menschen eingesetzt werden? Langfristige Studien werden entscheidend sein, um zu bewerten, ob diese Medikamente tatsächlich den Alterungsprozess verlangsamen können oder ob ihre Effekte auf Krankheitsprävention beschränkt bleiben.