Für viele Menschen ist die Diagnose von Alzheimer oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen bei einem geliebten Menschen ein einschneidendes Erlebnis. Sie macht das abstrakte Konzept des Alterns und des kognitiven Abbaus plötzlich greifbar und persönlich. Für Dugal Bain-Kim, CEO des Startups Lifeforce, war es die Alzheimer-Diagnose seines Vaters, die ihn dazu bewog, sein Leben grundlegend zu überdenken. Er begann, sich intensiv mit den neuesten Erkenntnissen der Langlebigkeitsforschung auseinanderzusetzen, um präventive Maßnahmen zum Schutz seiner eigenen Gehirngesundheit zu ergreifen. Seine Strategie, die er in der Öffentlichkeit teilt, umfasst fünf zentrale Säulen: die Einnahme von Kreatin, die Mikrodosierung von GLP-1-Medikamenten, eine Umstellung des Trainings, die Einführung einer spezifischen Diät und die Priorisierung des Schlafs. Was steckt aus wissenschaftlicher Sicht hinter diesen Routinen? Kann ein solch präventiver Lebensstil tatsächlich das Risiko für Demenz senken oder den kognitiven Abbau verlangsamen? Eine sachliche Analyse der aktuellen Studienlage liefert Antworten.
Kreatin, in der Sportwelt als Supplement für den Muskelaufbau weithin bekannt, hat in der neurologischen Forschung an Bedeutung gewonnen. Es handelt sich um eine Substanz, die der Körper selbst herstellt und in den Muskeln und im Gehirn speichert, um kurzfristig Energie bereitzustellen. Im Gehirn spielt Kreatin eine entscheidende Rolle für die Energieversorgung der Nervenzellen. Es fungiert als eine Art Puffer, der dabei hilft, den Energiestoffwechsel auch unter Stressbedingungen aufrechtzuerhalten.
Neuere Studien rücken das Potenzial von Kreatin für die Gehirngesundheit in den Fokus. So deuten erste Pilotstudien darauf hin, dass eine Kreatin-Supplementierung die kognitive Funktion bei Menschen mit Demenz verbessern könnte. Eine in den USA durchgeführte Untersuchung am University of Kansas Medical Center zeigte, dass Probanden mit Demenz, die Kreatin einnahmen, eine moderate Verbesserung ihres Arbeitsgedächtnisses und ihrer exekutiven Funktionen erfuhren. Dabei stieg der Kreatinspiegel im Gehirn der Teilnehmer um durchschnittlich elf Prozent. Auch wenn die Studiengröße und das Fehlen einer Kontrollgruppe die Aussagekraft noch begrenzen, liefert diese Arbeit wichtige erste Hinweise auf das neuroprotektive Potenzial der Substanz.
Weiterhin gibt es Studien, die eine positive Wirkung von Kreatin auf die kognitive Leistungsfähigkeit bei akuten Stresssituationen wie Schlafmangel belegen. Diese Effekte deuten darauf hin, dass Kreatin die neurale Resilienz verbessern könnte. Für einen gesunden, präventiven Ansatz könnte dies bedeuten, dass Kreatin die Gehirnzellen dabei unterstützt, den täglichen Belastungen besser standzuhalten und dem kognitiven Abbau entgegenzuwirken. Es handelt sich hierbei nicht um ein Heilmittel, sondern um eine Substanz, die als ergänzende Unterstützung für eine optimale Gehirnfunktion gesehen werden kann. Weitere großangelegte, randomisierte und kontrollierte Studien sind notwendig, um die langfristige Wirksamkeit und die genauen Mechanismen bei der Alzheimer-Prävention zweifelsfrei zu bestätigen.
Ein besonders kontroverser Punkt in der Routine von Dugal Bain-Kim ist die Mikrodosierung von GLP-1-Medikamenten, bekannt unter Handelsnamen wie Ozempic oder Wegovy. Diese Wirkstoffe wurden primär zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas entwickelt. Ihre Hauptwirkung liegt in der Regulierung von Blutzucker und Appetit, doch die Forschung hat in den vergangenen Jahren eine wachsende Anzahl von Effekten entdeckt, die über die reine Gewichtsreduktion hinausgehen.
GLP-1-Rezeptor-Agonisten, wie die Wirkstoffe in diesen Medikamenten, könnten auch eine neuroprotektive Wirkung entfalten. Es gibt Hinweise darauf, dass sie entzündliche Prozesse modulieren und die kardiovaskuläre Gesundheit verbessern können. Entzündungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung von Demenz. Jüngere Forschungen, oft noch im präklinischen oder frühen klinischen Stadium, legen nahe, dass GLP-1-Agonisten Amyloid-Beta-Ablagerungen im Gehirn reduzieren könnten, die als Hauptverursacher der Alzheimer-Krankheit gelten. Sie könnten zudem die Aktivität der Autophagie fördern, einen zellulären Reinigungsprozess, der für die Beseitigung beschädigter Zellbestandteile und Proteine unerlässlich ist.
Die Idee der „Mikrodosierung“ ist dabei ein Versuch, die potenziellen neuroprotektiven Vorteile zu nutzen, ohne die starken Nebenwirkungen der hohen Dosen, die zur Gewichtsabnahme eingesetzt werden. Allerdings ist dieser Ansatz nicht offiziell für diesen Zweck zugelassen und es existieren keine belastbaren Studien, die eine Mikrodosierung speziell zur Prävention von Gehirnalterung belegen. Die Verwendung solcher Medikamente außerhalb ihrer zugelassenen Indikation sollte daher mit größter Vorsicht und nur nach umfassender ärztlicher Beratung erfolgen. Wissenschaftliche Untersuchungen dieser potenziellen Off-Label-Anwendung stehen noch am Anfang und bergen sowohl Chancen als auch Risiken. Die laufende Forschung wird zeigen müssen, ob und in welchem Umfang diese Hoffnung begründet ist.
Das Gehirn ist eines der energiehungrigsten Organe des Körpers. Eine effiziente Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, gewährleistet durch ein gesundes Herz-Kreislauf-System, ist für seine Funktion unerlässlich. Dugal Bain-Kim betont die Wichtigkeit von Ausdauertraining bei niedriger Herzfrequenz. Sportkardiologen erklären, dass ein niedriger Ruhepuls ein starkes Indiz für eine hohe aerobe Kapazität und einen guten Fitnesszustand ist. Wer seine aerobe Kapazität erhöht, senkt nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsarten – und auch für Demenz. Training bei niedriger Herzfrequenz, oft als „Zone 2“-Training bezeichnet, zielt darauf ab, die Effizienz des Herz-Kreislauf-Systems zu verbessern. Der Körper lernt dabei, Fett effektiver als Energiequelle zu nutzen und die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, zu stärken. Dies erhöht die Kapillarisierung im Gehirn und verbessert die Durchblutung. Eine bessere Blutzufuhr bedeutet eine verbesserte Versorgung der Nervenzellen mit lebenswichtigem Sauerstoff und Glukose, was wiederum die kognitive Funktion unterstützen könnte.
Ein gezieltes, moderates Training über längere Zeiträume scheint effektiver zu sein als kurze, intensive Einheiten, da es den Körper systematisch an eine höhere Leistungsfähigkeit gewöhnt. Sport ist nicht nur eine präventive Maßnahme, sondern auch ein direktes Mittel, um die Gehirnleistung zu steigern, etwa durch die Ausschüttung von Neurotransmittern und Faktoren wie BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor). Letzterer fördert das Wachstum und die Vernetzung von Nervenzellen. Regelmäßiges Training ist somit eine der am besten untersuchten und effektivsten Methoden zur Förderung der Gehirngesundheit.
Eine der am gründlichsten erforschten präventiven Strategien gegen kognitiven Verfall ist die Ernährung. Die von Dugal Bain-Kim bevorzugte MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay) ist eine gezielte Kombination aus der mediterranen Diät und der DASH-Diät, die speziell darauf ausgelegt wurde, die Gehirnfunktion zu schützen und das Risiko für Demenz zu senken.
Eine MIND-Diät legt den Fokus auf Lebensmittel, die nachweislich entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften besitzen. Dazu gehören täglich:
Gleichzeitig empfiehlt sie, den Konsum von rotem Fleisch, gesättigten Fetten, Zucker und frittierten Lebensmitteln zu reduzieren. Mehrere prospektive Studien haben den Zusammenhang zwischen der Einhaltung dieser Diät und einem geringeren Demenzrisiko untersucht. Eine große Studie mit fast 93.000 Erwachsenen zeigte, dass das Demenzrisiko bei konsequenter Umsetzung um bis zu 25 Prozent sank. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass eine gesunde Ernährung, die auch im mittleren bis späten Lebensalter angepasst wird, effektiv zur Vorbeugung von Alzheimer und verwandten Demenzerkrankungen beitragen könnte.
Schlaf wird oft als Luxus betrachtet, den man bei Bedarf opfern kann. Für Dugal Bain-Kim ist er hingegen ein unverhandelbarer Bestandteil seiner Strategie. Die Neurowissenschaften haben in den vergangenen Jahren die fundamentale Bedeutung von Schlaf für die Gehirnreinigung und -regeneration untermauert.
Während wir schlafen, arbeitet das sogenannte glymphatische System auf Hochtouren. Es ist ein Reinigungsmechanismus des Gehirns, der schädliche Stoffwechselabfälle, darunter auch die mit Alzheimer assoziierten Amyloid-Beta-Proteine, aus dem Gehirn schwemmt. Dieser Prozess ist während des Schlafs bis zu zwanzigmal effizienter als im Wachzustand. Forschungen haben gezeigt, dass bereits eine einzige Nacht ohne Schlaf das Gehirn biologisch um ein bis zwei Jahre altern lässt. Diese Veränderungen sind zwar reversibel, deuten aber darauf hin, wie sensibel das Gehirn auf Schlafentzug reagiert. Chronischer Schlafmangel könnte somit die effektive Reinigung des Gehirns beeinträchtigen und langfristig das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen erhöhen.
Die meisten Neurowissenschaftler und Mediziner empfehlen sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht für die optimale Gehirnfunktion. Die Qualität des Schlafs, also die Zeit im Tiefschlaf und im REM-Schlaf, ist dabei ebenso wichtig wie die reine Dauer. Eine Priorisierung von ausreichend und qualitativ hochwertigem Schlaf ist somit keine bloße Wellness-Maßnahme, sondern eine essenzielle präventive Strategie zur Erhaltung der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter.
Die Lebensstil-Anpassungen von Dugal Bain-Kim sind mehr als eine zufällige Sammlung von „Hacks“. Sie basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und zielen darauf ab, die Hauptursachen des kognitiven Abbaus – von Entzündungen und oxidativem Stress bis zu gestörtem Stoffwechsel und schlechter zellulärer Entgiftung – anzugehen. Die Diagnose seines Vaters hat ihn dazu gebracht, die Forschung ernst zu nehmen und diese Erkenntnisse in seinem Alltag umzusetzen.
Kreatin mag eine vielversprechende Ergänzung sein, die MIND-Diät eine etablierte Ernährungsform. Das Ausdauertraining stärkt die vitale Grundlage des Herz-Kreislauf-Systems, während Schlaf die nächtliche Regeneration sichert. Die Mikrodosierung von GLP-1-Medikamenten ist der spekulativste Punkt in seiner Routine und verdeutlicht, dass die Langlebigkeitsforschung noch viele offene Fragen hat.
Ein solch proaktiver Ansatz zur Gehirngesundheit kann das persönliche Risiko für neurodegenerative Erkrankungen senken. Die individuellen genetischen und biologischen Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Dennoch zeigt Bain-Kims Beispiel, dass eine gezielte Prävention durch fundiertes Wissen und konsequentes Handeln zu einem selbstbestimmten und gesünderen Altern beitragen kann. Die Zukunft der Langlebigkeitsmedizin liegt in der Verbindung von molekularbiologischer Forschung und praktischen, evidenzbasierten Lebensstil-Entscheidungen.
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