Die Idee, dass junges Blut den Alterungsprozess verlangsamen oder sogar umkehren könnte, klingt wie ein Science-Fiction-Szenario. Doch aktuelle Forschungen zeigen, dass an dieser Vorstellung mehr dran sein könnte, als man bisher dachte. Plasmatransfer, also die Übertragung von Blutplasma von jungen auf ältere Organismen, wird in der Wissenschaft intensiv untersucht. Erste Ergebnisse aus Tierversuchen sind vielversprechend – aber lässt sich dieser Effekt auf den Menschen übertragen?
Bryan Johnson ist bekannt dafür, keine Grenzen zu akzeptieren, wenn es um seine Gesundheit und Langlebigkeit geht. Der Tech-Milliardär und Gründer des Biohacking-Projekts Blueprint hat Millionen in seine persönliche Gesundheitsoptimierung investiert – und dabei auch seine Familie einbezogen. In einem einzigartigen Experiment tauschte Johnson Blutplasma mit seinem 17-jährigen Sohn und seinem 70-jährigen Vater, um die Auswirkungen von jungem und altem Plasma auf den Alterungsprozess zu erforschen. Dieses Projekt hat nicht nur die Aufmerksamkeit der Wissenschaftswelt auf sich gezogen, sondern auch ethische Debatten ausgelöst.
Beim Plasmatransfer wird das Blutplasma eines Spenders – also der flüssige Bestandteil des Blutes ohne rote Blutkörperchen – auf einen Empfänger übertragen. Dabei gelangen wertvolle Proteine, Wachstumsfaktoren und andere Moleküle in den Organismus des Empfängers. Die Hypothese: Bestimmte Faktoren im Blutplasma könnten regenerative Prozesse aktivieren und den Alterungsprozess verlangsamen.
Besonders intensiv wurde dieser Ansatz in den vergangenen Jahren durch Versuche mit Mäusen erforscht. Dabei wurden alte Mäuse mit dem Blut junger Mäuse verbunden – ein Experiment, das als Parabiose bekannt ist. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Die älteren Mäuse zeigten Verbesserungen in der Gedächtnisleistung, Muskelfunktion und Organregeneration.
Während der Plasmatransfer gezielt auf die Übertragung von regenerativen Faktoren aus dem Blutplasma setzt, verfolgt die Vollblutwäsche (auch therapeutische Apherese genannt) ein anderes Ziel. Hierbei wird das gesamte Blut des Patienten gefiltert, um schädliche Substanzen wie Entzündungsmarker, überschüssiges Cholesterin oder Giftstoffe zu entfernen.
Wichtige Unterschiede:
Während der Plasmatransfer also auf Verjüngung abzielt, ist die Vollblutwäsche eher eine Methode zur Entgiftung und Gesundheitsoptimierung.
Studien legen nahe, dass Plasmatransfer dazu beitragen könnte, altersbedingte kognitive Beeinträchtigungen zu verlangsamen. Bestimmte Proteine im jungen Plasma scheinen neuronale Regenerationsprozesse anzustoßen und könnten so vor Demenz schützen.
Im Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers zur Muskelreparatur und -erneuerung ab. Experimente mit Mäusen haben gezeigt, dass nach der Infusion von jungem Blut die Muskelkraft und Regeneration deutlich verbessert wurden.
Das Immunsystem altert mit der Zeit und wird weniger effektiv. Jüngeres Blut enthält eine höhere Konzentration an entzündungshemmenden Faktoren und Wachstumsproteinen, die das Immunsystem stärken könnten.
Blut enthält zahlreiche regenerative Faktoren, die geschädigte Gewebe reparieren und Alterungsprozesse verlangsamen könnten. Besonders interessant ist der Einfluss auf Stammzellen, die mit dem Alter zunehmend ihre Funktion verlieren.
Das Experiment von Bryan Johnson basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Parabiose-Forschung. In Parabiose-Experimenten wurden junge und alte Tiere chirurgisch verbunden, sodass sie ein gemeinsames Blutkreislaufsystem hatten. Die älteren Tiere zeigten Anzeichen von Verjüngung, darunter verbesserte Organfunktionen und gesteigerte Muskelregeneration.
Forscher haben mehrere Moleküle im Plasma identifiziert, die für diese Effekte verantwortlich sein könnten:
Das Experiment von Bryan Johnson hat nicht nur wissenschaftliches Interesse geweckt, sondern auch ethische Debatten ausgelöst.
Johnson hat betont, dass sowohl sein Sohn als auch sein Vater freiwillig und informiert an dem Experiment teilgenommen haben. Dennoch stellt sich die Frage, ob ein 17-Jähriger die langfristigen Auswirkungen einer solchen Behandlung vollständig verstehen kann.
Der Plasmatransfer ist eine teure Behandlung, die nur wenigen Menschen zugänglich ist. Johnsons Experiment wirft die Frage auf, ob solche Methoden in Zukunft nur den Reichen vorbehalten sein werden. Die Idee, dass wohlhabende Menschen jungen Spendern Blutplasma „abkaufen“ könnten, wirft moralische Fragen auf.
Jede Form der Bluttransfusion birgt potenzielle Gefahren wie Immunreaktionen oder Infektionsübertragungen.
Plasmatransfer könnte eine der spannendsten Entwicklungen in der Altersforschung sein. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass junge Blutbestandteile regenerative Prozesse aktivieren und altersbedingte Beschwerden lindern können. Doch noch fehlen umfassende Studien, um diese Effekte langfristig zu belegen.